Das Krebs-Projekt
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Krebs - Phänomene einer Inszenierung



Krankheit ist eine Form sich in seiner Umwelt zurecht zu finden, eine Form der Selbstintegration - zumindest so lange sie nicht lebensbedrohlich erscheint. Eine tödliche Krankheit trägt immer auch ein gesellschaftliches Konfliktpotential in sich, dass in der Regel nicht erwünscht ist. Sie wird mit Tabus belegt und dämonisiert, ausgeblendet und umgedeutet - medialisiert (⇒ Einführung). Gefährdet sind immer die anderen, sie sind verantwortlich. Für den vermeintlich Nicht-Betroffenen besteht kein Handlungsbedarf. Handlungsbedarf besteht immer nur dort, wo die Konfliktpotentiale der Krankheit integriert werden müssen, um Bestehendes nicht zu gefährden. Dies geschieht nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene (Apparatemedizin etc.) sondern auch auf persönlicher Ebene: Das Medikament oder die Therapie soll einen bekannten Zustand wieder herstellen, nicht etwa in Frage stellen. Es soll ein Zustand gesichert werden, der das Bestehende schützt, egal ob durch Erhaltung und Beseitigung einer Krankheit.

Gibt es Behandlungsformen, die dem entgegen stehen? Gibt es Behandlungen, die das Bestehende angreifen, die Veränderung fordern und dies nicht nur behaupten? Müssen wir für diese Fragen den Bereich der Medizin verlassen, erweitern, politisieren?

 

Aus der Einführung zum Reader:

"Die hier vorliegende Materialsammlung ist eine Art Zustandsbericht einer sich weiter verändernden Arbeit. Es kommen neue Materialien hinzu, vorhandene werden gekürzt, erweitert oder fallen weg, mögliche Verbindungen werden kenntlich oder unkenntlich gemacht etc. Methoden und Präsentationsformen werden entdeckt, kreiert, probiert, verworfen."

"Mit der Konsumfunktion bekommt Krankheit eine neue Perspektive. Sie ist nicht mehr allein anzusehen als eine Abwehrreaktion gegen schädigende Einwirkungen auf Körper und Geist, sondern als eine weitere Möglichkeit der Überdeckung oder Verdrängung bzw. Verlagerung persönlicher und gesellschaftlicher Widersprüche."

 

Zitate aus dem Materialteil:

"Tatsächlich ist die Todesverleugnung in dieser Kultur teilweise eine erhebliche Ausweitung der Kategorie Krankheit als solcher."

"Nichts ist strafender als einer Krankheit eine Bedeutung zu verleihen - da diese Bedeutung unausweichlich eine moralische ist."

(Quelle: Susan Sontag - Krankheit als Methapher)

 

Ein Teil der Materialien aus dem Reader befinden sich auch im ⇒ Labor.



Krebs - Phänomene einer Inszenierung

Kommentierte Materialsamlung und Materialgegenüberstellung zu Begriffen wie Chemotherapie, Fasten, Gesellschaft, Gewalt, Krankheit, Leben, Leiden, Rauchen, Spektakel, Tagebuch etc.

Einführung, Auswahl und Kommentare: ⇒ Klaus Möller

121 Seiten, überwiegend farbige Abbildungen

1. Auflage Februar 2005



   
   

 

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